Die Recherche für unser Interview mit der Familie Helmig gestaltete sich leicht, immerhin gibt es unzählige Artikel über Martin Helmig und seine sportlichen Verdienste - sei es im Baseball oder Eishockey. Nicht zu vergessen, die für den außenstehenden überraschende Trennung von den „Buchbinder Legionären“ nach fünf deutschen Meistertiteln, die vor ein paar Wochen durch die regionalen Medien ging. Dazu muss gesagt werden, dass der benannte Verein erst nach Helmig’s Engagement den langersehnten Siegertitel holte. Doch auch seine Frau Lara ist kein unbeschriebenes Blatt. Als Gründerin von „DONAUEVENTS“ organisiert sie seit ihrem Umzug in die Domstadt erfolgreich Firmenfeiern und Business-Veranstaltungen. Gelernt hat sie ihr Handwerk von der Pike auf im Gästehaus der Bundesregierung und leitete viele Jahre eine große Eventagentur in Paderborn.
Soviel zu den Fakten. Im persönlichen Gespräch zeigen sich die Helmigs offen und sympathisch und laden uns direkt nach Hause zum Mittagessen ein. Der Gesprächseinstieg ist leicht und so kommen wir rasch in medias res, plaudern über ihr Leben und ihre Einstellung dazu.
Wir zählen das Jahr 2008 und für die Familie steht die Entscheidung zwischen Kapstadt und Regensburg an. Kurzum das kosmopolitische Kapstadt, das kurz vor der Fußball Weltmeisterschaft strategisch interessanter für Lara als Eventmanagerin gewesen wäre gegen das idyllische Regensburg und das offerierte Engagement für Martin als Manager der „Buchbinder Legionäre“. Die Entscheidung fiel auf Regensburg, denn die Familie kannte von ansässigen Freunden die Region bereits gut und sie gefiel ihnen nicht nur landschaftlich, sondern auch aus Vernunftsgründen in Bezug auf die gemeinsamen Kinder.
Für Lara war der Anfang im Gegensatz zu Martin etwas holprig, denn der Regensburger verhält sich bekanntermaßen eher verschlossen gegenüber den sogenannten „Zuagroasten“. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten mit der oberpfälzischen Mentalität konnte sie sich aufgrund ihrer Professionalität jedoch erfolgreich mit ihrem frisch gegründeten Unternehmen „DONAUEVENTS“ etablieren.
Auch für Martin ließ der Erfolg nicht lang auf sich warten. Durch sein Engagement und seine Bekanntheit in der Szene konnte er einige gute Spieler für die „Buchbinder Legionäre“ gewinnen. Eine besondere Herausforderung, denn die Spieler sind bei den „Buchbinder Legionären“ unentgeltlich verpflichtet. Dank der Leidenschaft und Motivation von Helmig, dauerte es nicht lange bis sich aus den Legionären eine siegreiche Baseball Mannschaft formierte, die wiederum in den in sieben Jahren unter Helmig’s Leitung fünfmal deutscher Meister wurde. Fragt man Martin nach seinem Erfolgsrezept kommt die Antwort direkt: „ Disziplin, Herzblut und Demut.“ Eine vorbildliche Grundeinstellung, die er mit seiner Frau teilt. Der Trennung steht Helmig neutral gegenüber und hegt keinerlei Groll, dafür ist er zu erfahren in der Branche. Jedoch hatte er das Gefühl seit geraumer Zeit aufgrund seiner offenen Art, kritische Punkte zu thematisieren, die nicht jedem schmecken, auf dem Kicker zu sein bei den Entscheidern im Hintergrund, weshalb ihn die jetzige Trennung nach ausgebliebenem erneuten Erfolg, nicht überrascht. Immerhin ist er in der Sportbranche aufgewachsen. Bereits mit sieben Jahren spielte er Eishockey bei den Mannheim Adlers und ein Jahr später Baseball bei der AYA Little League in Mannheim. Die Begeisterung für Sport wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Sein Vater Claus erhielt gemeinsam mit dessen Bruder Jürgen als erste Deutsche einen Profivertrag in Amerika, ist neunfacher deutscher Meister und Gründer der VFR Amigos in Mannheim. Helmig selbst erhielt ein Stipendium für die USA und spielte dort von 1981 bis 1983 Baseball. 1985 wurde er mit dem Verein „Haarlem Nicols“ holländischer Meister und stieg in den A-Pool auf. 1986 wurde er zum besten Pitcher gewählt, gewann als Spieler diverse Meisterschaften in Europa und holte ebenfalls als Spieler zweimal den Europameister-Titel. Danach wurde er als Spielertrainer mit den „Cardinals“ Trier zweimal deutscher Meister und arbeitete ab 1997 als Sportdirektor und Spielertrainer bei den „Untouchables“ Paderborn mit denen er in zehn Jahren sechsmal deutscher Meister wurde.
Während seiner Zeit in Paderborn lernte er seine zukünftige Frau Lara kennen. 2008 ging es dann eben nach Regensburg und die Erfolgsgeschichte setzte sich für beide fort. Man könnte nun auch Lara als Vorbild für die emanzipierte Frau von heute stilisieren, die perfekt die Grätsche zwischen beruflichem Erfolg und Familie schafft. Doch vielmehr kristallisiert sich im Gespräch heraus, dass die Helmigs auch im privaten Bereich ein eingeschworenes Team sind. Für den gläubigen Helmig stehen die Familie und Werte wie Bodenständigkeit, Disziplin und Ehrlichkeit an oberster Stelle und seine Frau steht ihm in nichts nach. „Ehrlich miteinander umzugehen ist vielleicht im ersten Moment schwieriger, doch nur Wahrhaftigkeit macht jemanden erst wirklich frei“, sagt Martin hierzu. Vor kurzem haben sie ihr Ehegelübde erneuert und die spürbare Harmonie zwischen den Beiden beeindruckt nachhaltig. Entscheidungen werden gemeinsam thematisiert und abgewogen, denn die Familie steht immer an oberster Stelle. Dementsprechend verabscheuen sie Ignoranz und Lügen. Helmig selbst wird sich nun stärker bei der Firma seiner Frau „DONAUEVENTS“ einbringen, doch den Sport hängt er natürlich nicht komplett an den Nagel und so ist er als Coach oder Motivationstrainer buchbar (weitere Infos unter www.martinhelmig.com).
Unser persönliches Resumée aus dem Gespräch lässt sich am besten mit den zwei Worten Leidenschaft und Demut umschreiben oder einfach mit dem gebräuchlichen Sprichwort „jeder ist seines Glückes Schmied“. Und genau diese Attribute machen die Helmigs so sympathisch. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass sie Regensburg erst mal trotz der Trennung zwischen Martin und den „Buchbinder Legionären“ erhalten bleiben. Und sollten sie dennoch irgendwann wegziehen, werden sie dank ihrer Werte überall auf der Welt glücklich werden, denn Heimat ist dort, wo die Familie ist und das wiederum gibt uns ein gutes Gefühl.
Redaktion: Nina Ilnseher